Faustlos ist ein für Schulen und Kindergärten entwickeltes, hochstrukturiertes und wissenschaftlich evaluiertes Gewaltpräventionsprogramm. Faustlos gehört in über 10.000 deutschsprachigen Institutionen zum festen Bestandteil der pädagogischen Arbeit. Die Faustlos-Curricula fördern gezielt sozial-emotionale Kompetenzen in den Bereichen Empathie, Impulskontrolle und Umgang mit Ärger und Wut.
Aufgrund der entwicklungspsychologischen Orientierung von Faustlos stehen für Kinder unterschiedlicher Altersstufen jeweils speziell zugeschnittene Materialien zur Verfügung. Das Kindergarten-Programm umfasst 28 Lektionen. Bei der Vermittlung der Inhalte spielen die zwei Handpuppen „Wilder Willi“ und „Ruhiger Schneck eine wichtige Rolle. Sie unterstützen die Kinder dabei, spielerisch und kleinschrittig eine breite Palette sozialer und emotionaler Kompetenzen zu erlernen und so ihr gewaltpräventives Verhaltensrepertoire zu erweitern.
Die Geschichte von „Faustlos“
Von Oktober 1996 bis Oktober 1997 wurden die amerikanischen Originalmaterialien Second Step übersetzt und in einer Pilotstudie an Göttinger Grundschulen und Kindergärten eingesetzt. Aufbauend auf den Erfahrungen und Ergebnissen dieser Pilotstudie wurde das Programm unter der Leitung von Prof. Dr. Manfred Cierpka am Universitätsklinikum Heidelberg weiterentwickelt und optimiert (verantwortlicher Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dr. Andreas Schick) und im Auftrag des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg von November 1998 bis Dezember 2001 an 14 Heidelberger und Mannheimer Grundschulen eingesetzt, evaluiert und fertiggestellt. 2001 wurde mit der finanziellen Unterstützung des baden-württembergischen Sozialministeriums das Faustlos-Programm für Kindergärten einem Praxistest unterzogen, wissenschaftlich evaluiert und anschließend veröffentlicht. Seit November 2001 werden die Fortbildungen und die begleitende Betreuung interessierter Schulen, Kindergärten und Einzelpersonen vom Heidelberger Präventionszentrum organisiert und durchgeführt. Finanziert vom Bündnis für Kinder wurden in einer abschließenden Adaptationsphase (2005-2007) ebenfalls am Universitätsklinikum Heidelberg auch Faustlos-Materialien für die Sekundarstufe entwickelt, die voraussichtlich 2010 veröffentlicht werden.
Die Vision dahinter
Die zunehmende Gewaltbereitschaft unter Kindern und Jugendlichen (damit sind nicht die spielerischen Raufereien gemeint, die ein wichtiger und natürlicher Bestandteil der kindlichen Entwicklung sind) verlangt nach Lösungen im Sinne von Intervention und vor allem in Sinne von Prävention, denn vorbeugende Maßnahmen scheinen sowohl langfristig erfolgreicher als auch deutlich kostengünstiger zu sein als Interventionsmaßnahmen. Diese präventiven Maßnahmen müssen vor allem zwei Voraussetzungen erfüllen: Sie müssen zum einen möglichst früh in der Entwicklung von Kindern ansetzen und zum anderen über die Entwicklungszeit der Kinder hinweg kontinuierlich eingesetzt werden. Faustlos erfüllt diese Kriterien und ist zudem wissenschaftlich evaluiert und theoretisch fundiert. Faustlos hat somit die besten Voraussetzungen dafür, das zu schaffen, worum es bei der Prävention von Gewalt und aggressivem Verhalten im Kern geht: Kinder stark machen, ohne dass sie ihre Fäuste gebrauchen müssen.
(Quelle: Heidelberger PräventionsZentrum (HPZ)
Lektion 1 – Empathieförderung
Gefühle erkennen (z.B. glücklich, traurig, wütend, ängstlich, enttäuscht)
Vorhersagen, wie andere Menschen sich fühlen
Anderen Mitgefühl zeigen – auf Gefühlen von anderen angemessen reagieren
Lektion 2 – Impulskontrolle
eine Konfliktstrategie/ein Lösungsverfahren entwickeln
Die unterschiedlichsten sozialen Verhaltensweisen stärken & festigen (z.B. Teilen, Rücksichtnahme, Abwechseln können, Geduld )
Lektion 3 – Umgang mit Ärger & Wut
Lernen sich zu beruhigen
Ärger & Wut sozial angemessen zum Ausdruck bringen